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Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist
jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch
wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten
stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen
an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen
geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es
gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken
unter Dach und Fach zu bringen.
Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores
wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie
bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried-
gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den
Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter-
läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im
folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren.
Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche
Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und
um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter
denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang
gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt
über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader
Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis
nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser
aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf
diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor.
Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen
herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver-
glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen,
Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald
im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den
Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das
Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und
viele andere duftende Blümchen.
Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei
Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht:
das Maiglöckchen und den Waldmeister.
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1. Um größere Heideflächen zu durchwandern.
2. Um die sieben Steinhäuser aufzusuchen.
3. Um in einem Bauernhause Einkehr zu halten.
1. „Es ist so still, die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale.
Die Kräuter blühn, der Heidednst
Steigt in die blaue Sommerlust.
2. Lauskäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen.
Die Vöglein schwirren ans dem Ärant,
Die Lust ist voller Lerchenlaut."
Wir sind jetzt im Herzen der Lüneburger Heide. Schattenlos
und einsam ist unser Weg, und mühevoll ist das Wandern im losen
Wüstensande. Ringsum herrscht tiefe Stille, welche aber ab und an
wohlthueud unterbrochen wird durch das Zirpen der Grille, das
Summen der Bienen und durch den fröhlichen Gesang der Heidelerche.
Auf weiten Strecken sehen wir nur Himmel und Erde vor uns;
während au anderen Stellen Birken- und Fuhrenwälder, der zierliche
Wachholderstranch, der gelbblüheude Ginster oder auch die wilde Rose
willkommene Abwechselungen in die Eintönigkeit der öden Heideflächen
bringen. Wir stecken uns einen duftenden Rosenstrauß au deu Hut
und singen das Lied von dem Heideröslein:
„Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein aus der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell, es nah zu sehn,
Sah's mit vielen Freuden."■
Man hat diese ausgedehnten Heideflächen verglichen mit dem
weiten Meere, und in Wahrheit ist in ganz früher Zeit, wie wir das
schon beim Lindener Berge gesehen haben, die ganze „Norddeutsche
Tiefebene" vom Meere bedeckt gewesen. Die stummen Zeugen für
diese Annahme sind dort am Lindener Berge die versteinerten Meer-
schneckenhäuser und hier neben versteinerten Seeigeln, die auf Eisschollen
von Schweden und Norwegen hierhergetragenen umfangreichen Granit-
blöcks.
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5
sie einander zurufen: „Seid fleißig, reinlich, ordnungsliebend und
sparsam!"
Wie der Buchweizen das rechte Korn der Heide ist, so können
wir die Fuhren und Birken als die rechten Bäume derselben bezeichnen.
Überall auf dem sandigen Boden treffen wir Fuhrenwälder an, oft
umrahmt von weißgekleideten Birken, aber auch an feuchten Stellen
untermischt mit schlanken Tannen und mit Eichen und Buchen. Nord-
lich von Vahrenwald, rechts von der Stader Landstraße, liegt der
erste Fuhrenwald in nächster Nähe Hannovers.
Wir biegen vom Wege ab und übersehen von der Ostseite des
kleinen Nadelwaldes den weiten Exerzierplatz, die frühere „Vahren-
walder Heide".
Wo aber einst die große Heidefläche den munteren Heidschnncken
als Weideplatz diente, wo einst die Schäfer ihre Heidebesen banden,
da ist jetzt das Heidekraut durch das Reiten und Fahren ausgerottet,
und dichte, gelbe Staubwolken werden gleich dem Dünensande vom
Winde emporgewirbelt. Nur die Böschungen der Schanzen sind mit
Heide bewachsen, und an den benachbarten Orten, wo weniger geritten
wird, findest du ebenfalls hier und dort noch einen Rest derselben.
Einen Heidebüfchel und einige Fuhrenzapfen stecken wir in unsere
Botanisiertrommel, merken uns die Hauptkennzeichen der Fuhren und
Birken und suchen schließlich auf unferem Rückwege in Vahrenwald
ein echtes niederfächfifches Bauernhaus auf mit rauchgeschwärztem,
moosbewachsenem Strohdache und den hölzernen Pferdeköpfen an der
Giebelseite. Dann kehren wir vergnügt in unser trautes Heim zurück
und träumen an: Abend von dem schönen, gemeinschaftlichen Ausfluge.
Zweiter Tag:
Die Nordostseite Hannovers.
An: zweiten Tage wenden wir uns nach Nordosten, folgen der
Celler Landstraße durch List und „Klein Buchholz" bis Lahe und
betreten dann zwischen Lahe und Warmbüchen das große Warm-
büchener Moor rechts von der Landstraße. Es ist Spätsommer, und
auf deu Dämmen und anderen trockenen Stellen hat man große
Haufeu Torf aufgestapelt, welche in den letzten Monaten durch Wind
und Sonne vollständig ausgetrocknet worden sind und nun bald nach
Hannover zum Verkaufe gebracht werden können.
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Extrahierte Ortsnamen: Hannovers Vahrenwald Hannovers Lahe Lahe Hannover
73
Ihre langgezogene Sprache hat Ähnlichkeit mit der Sprache im
Erzgebirge, von wo vor langen Jahren ihre Väter für den Bergbau
herbeigerufen wurden.
Zweiter Tag:
Das Gebirgsdreieck von Andreasberg und der Brocken.
Das Gebirgsdreieck von Andreasberg ist fehr zerklüftet. Aus
tief eingeschnittenen Thälern steigt man auf hohe, schmale Bergrücken
oder abgerundete Kegel, welche weite Blicke über diefes wunderbar
zerstückelte Gebiet gewähren, so daß man z. B. nach den Zeitungs-
berichten Ostern von hier an hundert Osterfeuer zählen kann.
Länger als auf dem Unterharze herrfcht hier ein winterliches
Klima, und rauher als dort unten weht oben der Wind. Es wird
hier kein Acker bebaut; aber an den geschützteren Stellen treffen wir
wohlgepslegte Wiesen mit saftigen Kräutern und darauf weidend rot-
braune Rinderherden, deren melodisches Glockengeläute schon in der
Ferne unser Ohr erfreut. Wegen dieser vortrefflichen Weiden giebt
es auf dem Harze fette, fchmackhafte Butter und den weit bekannten
Harzkäse.
St. Andreasberg, die siebente Bergstadt, liegt im südlichen
Teil dieses Dreiecks. Die Stadt ist ein klimatischer Kurort für
Schwiudfüchtige. Von den Silbergruben sind viele nicht lohnende
eingegangen; aber der Bergbau ist noch immer die Hauptbeschäftigung
der Bewohner; daneben ist die Zucht vou Kanarienvögeln, deren Jahres-
ertrag aus 200000 Mark geschätzt wird, für die Stadt von großer
Bedeutuug. Andreasberg hat 3200 Einwohner.
An das Andreasberger Dreieck und an die Hochebene von Klausthal
grenzt das Brockenfeld mit dem Brocken. Der Brocken ist 1140 m
hoch, also etwa 15 mal so hoch wie der Marktkirchenturm in Hannover.
Das Brockenfeld am Fuße des Brockens bildet ein großes mit Fels-
blocken übersäetes Torfmoor. Der Torfstich wird aber nicht betrieben,
weil der Torf hier nicht trocken wird. Unten ist der Brocken mit
Tannen bewachsen, von deren Zweigen handlange Flechten herabhängen.
Je höher man dann steigt, desto kleiner werden die Bäume, bis man
Zuletzt nur noch Knieholz antrifft, das sind strauchartige Bäume mit
knorrigen, knieartig gebogenen Ästen. Der baumlose Brockengipfel ist
mit Brockenmoos bedeckt, aus welchem die Alpenanemone, wegen der
rauhen Blätter auch Hexenbesen genannt, neugierig hervorblickt. Auf
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Dritte Reise:
Von der Wasserscheide zwischen Weser und Elbe bis
an die Mündung der Ilmenau in die Elbe.
Erster Tag:
Vom Lühwalde bis Uelzen.
In dreifacher Weise preisen wir den Reichtum des Lüßwaldes:
Reich ist er an schlanken Tannen und Fuhren nebst Eichen, Buchen
und Birken, reich an wohlschmeckenden Heidel- und Kronsbeeren, welche
in großen Mengen nach Hamburg verschickt werden, und reich an
Hirschen, Rehen und wilden Schweinen.
Die nördlichste Ecke des Lüßwaldes heißt bei dem Dorfe Hösse-
ringen Schoten oder Schott. Hier wurden vom Jahre 1550 bis
1630 die Lüneburger Landtage abgehalten, wie die kalenbergschen
im Kreyenholze bei Elze, oder auf dem „Kleinen Hörne" bei Pattensen,
die des Landes Göttingen unter der Kirchhofslinde des Klosters
Marienstein, die osnabrückfchen bei dem Kloster Oesede, und die von
Ostfriesland unter dem „Upstalsboom" in der Nähe von Anrich.
Nicht von Menschenhänden waren also die damaligen Stände-
Häuser erbaut, sondern die uralten Bäume selber wölbten hoch empor-
strebende Hallen über den Häuptern der versammelten Männer. Hoch
zu Roß, in vollem Waffenschmucke erschienen die Abgeordneten, und
noch heute ist der Versammlungsort hier im Schoten durch einen
kleinen Kreis von Birken bezeichnet.
Auf deu Lüneburger Landtagen war die Ritterschaft durch sieben,
die Städte durch fünf und die Geistlichkeit durch drei Abgeordnete
vertreten. Vor diesen Männern wurde z. B. im Jahre 1555 von
den Vormündern der Kinder des 9 Jahre vorher verstorbenen Lüne-
burger Herzogs Ernst des Bekenners Rechenschaft über die Vormund-
schaftsführung abgelegt, und im Jahre 1581 wurde im Schoten von
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1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
14
abzuhelfen, sammeln die Eingebornen das Regenwasser, und die Europäer
legen künstliche Brunnen an.
Klima. Das Klima Südwest-Asrikas ist den Europäern durch-
aus zuträglich, und der Gesundheitszustand derselben war daher immer
vorzüglich. An der Küste beträgt die mittlere Temperatur nur 20°C,
da hier beständig ein frischer Seewind weht. Im Innern dagegen
zeigt das Thermometer sehr oft 40° C, sinkt aber in der Nacht oft
bis unter Null. Das ganze Land, besonders aber der Süden, leidet
an Regenmangel, und die Küste zeichnet sich durch häufige und dichte
Nebel unvorteilhaft aus.
Pflanzen- und Tierwelt. Wegen der Wasserarmut ist das
Land auch arm an Pflanzen. Im Süden des Küstengebietes scheint
sogar aller Pflanzenwuchs zu fehlen, nur hier und da stehen dürre
Akaziensträucher, Aloe und Heidekräuter, und in der Regenzeit sproßt
an den Wassertümpeln Gras empor. Im Norden wird die traurige
Wüste wenigstens hin und wieder von fruchtbaren Ackerländern unter-
Krochen. Reicher ist die Pflanzenwelt im Innern. In den Hochebenen
wechfeln weite Grasflächen, die sich als Weiden für Rindvieh, Schafe
und Ziegen vorzüglich eignen, mit lichten Wäldern ab. An den Flüssen
gedeihen Weizen, Mais und alle Gemüsearten vortrefflich. Am frucht-
barsten ist jedoch ohne allen Zweifel das Ovamboland mit feinen
schattigen Fruchtbäumen und Wäldern von allerlei Palmenarten. Hier
gedeiht auch Tabak.
Auch die Tierwelt ist keine mannigfaltige. Von wilden Tieren
giebt es zwar Hyänen, Schakale und Leoparden noch in größerer Zahl,
allein die afrikanischen Tierriesen, Elefant, Rhinozeros und Flußpferd,
die das Gebiet früher belebten, haben sich in die Wälder Jnner-Afrikas
zurückgezogen, und auch der König der Tiere, der afrikanische Löwe,
der Büffel, Strauß und die Giraffe kommen nur noch vereinzelt vor.
Die Grassteppen sind dagegen belebt von den afrikanischen Huftieren
Antilope, Zebra und Gnu, und im Gebirge tummeln sich Gemsen und
Steinböcke. Die Eingeborenen züchten Rindviehherden bis zu 20 000 Stück,
und in neuerer Zeit wurden Angoraziegen und Wollschafe in großen
Mengen eingeführt.
Mineralien sind in großen Teilen des Landes unzweifelhaft
vorhanden. Schon früher bestanden Kupferminen hier, die jedoch wieder
aufgegeben wurden, da der Transport nach der Küste zu kostspielig war.
Auch Gold hatte man an einzelnen Stellen gefunden. Es wurden des-
halb Geologen ins Land geschickt, die dasselbe auf seinen Gehalt an
edlen Metallen untersuchen sollten. Das Ergebnis dieser Untersuchungen
war jedoch bisher, daß sich Bergbau auf edle Metalle nicht lohne.
Die Bewohner.
Die Zahl der farbigen Bevölkerung läßt sich nicht feststellen,
jedenfalls ist sie aber im Verhältnis zur Ausdehnung des Schutzgebietes
eine äußerst geringe. Die Eingeborenen gehören vorzugsweise drei
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1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Marschall- und Philippinen-Inseln hin. Es ist eine Inselgruppe
von etwa 500 größeren und kleineren Jnselchen, die insgesamt etwa
1450 qkm groß und von 36000 Menschen bewohnt ist und deren größte
noch nicht der Insel Rügen gleichkommt. Durch zwei große Wasserstraßen
ist die ganze Inselgruppe in drei Abteilungen geschieden. Die westlichste
ist die der Palau-Jnseln. Sie umfaßt 7 bewohnte und etwa 20 un-
bewohnte Inseln. Die größte ist Baobeltaob mit 200 qkm Fläche.
Auch die Insel Jap, welche durch einen trefflichen Hasen ausgezeichnet
ist, gehört zur westlichen Gruppe. Die mittlere Abteilung besteht nur
aus Lagunen-Inseln, unter denen die Lamotreck- und Rnk-Gruppe
hervorzuheben sind, und die östliche Gruppe endlich enthält u. a. die
Senjäwin - Inseln mit der reichen, blühenden Insel Ponape und
endet in der östlichen Gruppe des ganzen Archipels K u s a i e, auf
welcher zwei schöne Häfen sind.
Bodenbeschaffenheit. Bewässerung. Die Inseln sind mit
Ausnahme von 5 größeren Inseln Atolle, entstanden aus unterseeischen
Korallenbänken. Meist liegen sie ringförmig um stille Lagunen, sind
eben und ragen nur wenig Meter über den Meeresspiegel. Jene
5 Inseln aber, Baobeltaob, Jap, Ponape, Kusaie und Rnk, sind von
hohen Bergen durchzogen und zweifellos vulkanischen Ursprungs, ob-
gleich es thätige Vulkane heute nicht mehr giebt. Die höchste Er-
Hebung ist der Tolokulm oder Montesanto auf Ponape, dessen Gipfel
892 in hoch emporragt.
Flüsse giebt es der geringen Ausdehnung der Inseln wegen nicht,
aber Bäche rinnen auf den höheren Inseln überall zur Küste.
Pflanzen- und Tierwelt. Die Vegetation der niedrigen
Inseln ist geringer als die der höheren. Bei der geringen Höhe ihres
Humus- oder Sandbodens gedeihen vorzugsweise nur die Kokospalme
und der Brotfruchtbaum, beide aber ausgezeichnet. Auf den höheren
Inseln aber wächst und fprießt es in üppigster Fülle. Außer der
Kokospalme gedeihen die Arekapalme, das Bambusrohr, die Orange,
süße Bataten und die Tarowurzel. Die Waldungen sind reich an
nutzbaren Hölzern, und auch Zuckerrohr und Baumwolle, die man von
den Philippinen eingeführt hat, entwickeln sich ausgezeichnet.
Das landschaftliche Bild, das die kleinen Eilande bieten, ist über-
aus schön, und wenn sich die schlanken Stämme der Kokospalme im
Meere spiegeln, wenn die Tropensonne es durchleuchtet, dann bietet
sich auch da unten in der Tiefe ein prächtiges Bild. Um reichgestaltete
buntschimmernde Korallenbauten schwärmen eine ungeahnte Fülle ver-
schiedenartiger, prächtig gefärbter Fische. „Ja, reich ist das Meer, das
die Eilande umwogt. Reich au allerlei Getier. Riesige Schildkröten,
spielende Delphine, Krustentiere aller Art bewegen sich in der klaren
Flut, und auch die ungefüge, greuliche Krake regt in der Tiefe die
endlosen -Arme." Auch der grimme aber feige Hai ist überall ver-
breitet. So reich das Meer, so arm war das Land an Tieren. Land-
Säugetiere waren auf den Inseln überhaupt, außer fliegenden Hunden,
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: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
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Auflagennummer (WdK): 6
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
10
das Fieber auch hier seine Opfer fordert. Togoland hat zwei Regen-
Zeiten, vom April bis August und vom Oktober bis November. Die
mittlere Temperatur an der Küste ist 26° C.
Pflanzen- und Tierwelt. Auf der Nehrung wachsen nur
Dorngesträuch und wilde Dattel- und Fächerpalmen; hinter der Lagune
jedoch ist der Boden überaus furchtbar. Um die Ortschaften und an
den Flüssen stehen prächtige Kokos- und Ölpalmenhaine, und weiter im
Innern dehnen sich weite Grasflächen von Urwaldstreifen durchzogen
aus. Diese Wälder machen die Eingebornen urbar. Am Fuße der
Stämme unterhalten sie ein Feuer, bis dieselben durchgebrannt sind,
umfallen und gänzlich verbrennen. Auf diesem so gewonnenen Lande
bauen die Eingebornen ihre Früchte. Alle europäischen Gemüse ge-
deihen im Togolande, außerdem der Melonen- und Guttaperchabaum
und die Banane.
Von unsern Haustieren giebt es Pserde und Rinder äußerst selten,
dagegen sind Schafe, Ziegen und alle Arten von Hühnern überall
verbreitet.
Von den wilden Tieren kommt der Elefant vereinzelt, der Büffel
häufiger vor. Antilopen giebt es im Togolande vier Arten, außerdem
im Gebirge Wildschweine. Das Gebirgsland wird durchstreift von
Löwen, Hyänen und Tigerkatzen. Die Vogelwelt ist in allen Farben und
Größen vertreten.
Die Bewohner.
Nur das Küstengebiet ist stark bevölkert. Es giebt hier Ortschaften
mit mehr als 10000 Einwohnern. Im Innern ist die Bevölkerung
geradezu spärlich. Die Bewohner Togolands sind die Ewe-Neger, deren
Zahl man auf 2^ Millionen schätzt. Sie sind körperlich wohl gebaut
und geistig gut beanlagt. Ihre Nase ist nicht so stumpf und ihre
Lippen sind nicht so aufgeworfen wie bei den übrigen Negern. Das
Haar ist wollig und bei Männern und Frauen kurz geschoren.
Wohnung und Kleidung. Die Häuser sind klein und viereckig
und mit einem Dach von Schilf und Gras versehen. Jedes Haus hat
eine verschließbare Thüre, aber in der Regel kein Fenster.- Das Häuschen
ist von einem Hofe umgeben. Überall herrscht die größte Reinlichkeit.
In jedem Dorfe befindet sich ein sogenanntes Palawerhans. Es ist
dies eine vorn offene und nicht sehr tiefe Halle, in welcher die unter
den Eingebornen ausgebrochenen Streitigkeiten geschlichtet werden. Von
Ortschaft zu Ortschaft führen nur fußbreite, aber gut gepflegte Fußwege.
Bei der Arbeit trägt der Mann nur einen Schurz. An Feier-
tagen kleidet er sich mit einem europäischen Hemd und einer Art Toga.
Auch die Frauen haben diese Toga, die bei ihnen auf dem Rücken zu
einem Beutel erweitert ist, in welchem sie nach Art der Eskimo die
Kinder tragen. Die Männer schmücken sich mehr als die Frauen und
zwar an Ohren, Hals, Armen und Zehen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
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Hannover [u.a.]
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Autor: Wende, Gustav
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Auflagennummer (WdK): 6
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
18
förmig bis zur durchschnittlichen Höhe des Riesengebirgskammes. Dieses
Küstengebirge durchzieht in weitem Bogen unser Schutzgebiet, und zwar
so, daß es im Norden viel näher an der Küste liegt als im Süden,
wo es zum Nyassa-See umbiegt. Hinter den Küstengebirgen beginnt
das Gebiet der Savannen. Es sind unendlich weite Grasflächen mit
nur wenig hügelartigen Erhebungen und kleinen erloschenen Vulkanen,
Im Innern steigt dann das Land wieder zu mächtigen Gebirgen auf.
An der Nordgrenze erhebt sich bis zu einer Höhe von 6100 m das
mächtige Schneehaupt des Kilima-Ndscharo (Rübezahlberg), welcher erst
im Jahre 1889 zum ersten Male bis znr Spitze erstiegen wurde.
Aus einer Ebene von 800 m Höhe steigt er zuerst allmählich, zuletzt
aber sehr steil bis zu jener erstaunlichen Höhe auf. Bis zur Höhe,
welche etwa die Spitze der Schneekoppe erreicht, nmrauschen diesen
Wunderberg herrliche Bananenwälder, weiter hinaus beginnt ewig
feuchter, großartiger Urwald mit himmelhohen Baumriesen und dichtem
Unterholz. In Höhe von beinahe 3000 m erst fängt die Region der
Gräser und Kräuter an, und bei 5000 m treffen wir Schnee und
Gletscher. Der höchste Gipfel des Berges wurde vom ersten Besteiger
„Kaiser - Wilhelm - Spitze" genannt. Auch die Bergketten, welche die
steilen Userränder des Nyassabeckens bilden, steigen bis zur Höhe von
3000 m auf.
Bewässerung. Die Küstengebiete Ostafrikas sind wasserreich.
Eine Menge von Flüssen, welche alle zur Deltabildung neigen, wälzt
seine Wafsermasseu dem Meere zu. Die bedeutendsten sind von Norden
nach Süden: der Pangani, Wann, Kingani, Rufidji und Rovuma.
Keiner aber ist von Bedeutung für die Schiffahrt. Auch aus den
Küstengebirgen rauscht in prächtigen Wasserfällen eine Menge von Quellen
und Bächen zur Ebene. Die Ebenen des Innern aber sind arm an
Wasser; es giebt da nur Regenströme, welche in der trockenen Zeit
ganz austrocknen oder eine Reihe zusammenhängender Pfützen bilden.
Von den Flüssen, welche alle zum Indischen Ozean fließen, ist nur der
Rufidji in seinem Unterlaufe schiffbar. An der Westgrenze liegen die
großen Seen Jnner-Asrikas: der Nyassa-, Tanganika- und Viktoria-See.
Der letztere ist so groß wie das Königreich Bayern.
Bodenbeschaffenheit. Pflanzen- und Tierwelt. Die Boden-
beschaffenheit unseres ostafrikanischen Schutzgebietes ist sehr verschieden.
Gewiß sind gewaltige Strecken desselben geringwertig, ja wertlose
Steppen, ja gewiß ist der größte Teil unfruchtbar; aber ebenso gewiß
ist es, daß es große Strecken von überraschender tropischer Fruchtbar-
keit giebt.
Die Küste ist sandig, doch überall mit Kokospalmen bewachsen;
an den Sümpfen stehen Mangroven, die Banane und allerhand Sumpf-
pflanzen; wo sich aber der Boden auf 10—15 m erhebt, ist alles staub-
trocken. Hier baut der Eiugeborne seinen kärglichen Mais, Negerkorn,
Hirse und an den Flüssen auch Zuckerrohr und Reis. An Stelle der
Sumpfpflanzen tritt lichter Wald und besonders die Akazie. Ein ganz
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1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
19
anderes Bild bietet das Küstengebirge. Neben großen landschaftlichen
Schönheiten, als prächtigen Wäldern, rauschenden Wasserfällen, zeigen
große Gebiete überraschende Fruchtbarkeit. Kokospalmen, Tabak, Baum-
wolle, Vanille gedeihen hier vorzüglich. Die dahinter liegenden
Savannen sind öde, trockene Grassteppen, nur hin und wieder von
Gebüsch unterbrochen. Das Gras wird mannshoch, steht aber nicht
dicht, sondern in einzelnen Büscheln zerstreut. Die Landschaften am
Kilima-Ndscharo sind fruchtbar wie ein Garten Gottes. Am wert-
vollsten für die Eingebornen ist hier die Banane, die ihnen in ihren
Früchten, Blättern, Stengeln, Blattfasern und in ihrem Safte ohne
Arbeit einen wahren Segen in den Schoß schüttet.
Zu den fruchtbarsten Landschaften gehört unstreitig auch das Konde-
land, ein Gebirgslaud am Nordufer des Nyafsa, mit prächtigen Wald-
und Wiesenflächen, fruchtbarem Kulturboden und gesundem Klima.
Auch die Tierwelt Ostafrikas ist eine fehr reiche. Sümpfe und
Flüsse wimmeln von Fischen und Krokodilen; am Ufer stampft das
afrikanische Flußpferd seine Pfade, sinnend stehen die Reiher am Ufer,
und prächtige Eisvögel und Schreiadler flattern über dem Waffer. In
den Bergen schleichen Hyänen und Schakale umher, während sich auf
den Bäumen allerhand Affen tummeln. Die Savannen wimmeln von
den verschiedensten jagdbaren Tieren, Antilopen, Zebras und Büffeln.
Da durchzieht eine Straußenherde die Ebene, dort eilen flüchtige
Giraffen zum Wassertümpel, in welchem Löwen und Panther schon
aus ihre Beute lauern.
Viehzucht giebt es im eigentlichen Sinne des Wortes in Deutsch-
Ostafrika nicht, nur Ziegen und Hammel halten die Eingebornen als
Schlachtvieh.
Klima. Das Klima Deutsch-Ostafrikas ist im allgemeinen un-
gesund, doch vermag sich der Europäer, falls er ganz regelmäßig lebt,
eine Reihe von Jahren ohne Nachteil für seine Gesundheit hier aus-
zuhalten. Freilich eine wirkliche Ansiedelung der Deutschen ist außer
in den Gebieten des Kilima-Ndscharo und einigen der Küstengebirge,
die gesundes Klima haben, hier nicht möglich.
Überall herrscht Fieber, und obgleich die höher gelegenen Gegenden
im allgemeinen gesünder sind, so ist man doch auch hier nicht vor der
gefährlichen Krankheit sicher.
Ostafrika hat drei Jahreszeiten, die Regenzeit, eine kalte und eine
trockene. In der kalten sinkt das Thermometer bis auf 10° C; in
der trockenen, die vom August bis Oktober dauert, dagegen steigt es oft
bis 30° C, jedoch niemals darüber.
Die Bevölkerung.
Eine ganze Menge von Völkerstämmen bewohnt die weiten Gebiete
unserer ostafrikanischen Kolonie. Sie gehören fast alle zu der großen
Völkerfamilie der Bantn, d. i. Menschen, wie sie sich selbst im Gegen-
sah zu anders gestalteten Menschen nennen. Zumeist wohnen sie in
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